Gut zwei Stunden beste Unterhaltung, heiter wie auch nachdenklich, bekam das Publikum in der gut besetzten Philippsthaler Schlosskirche am Freitagabend geboten. Pfarrer Thorsten Waap aus der Nachbargemeinde Heringen sang zur Gitarre und führte selbst kurzweilig und immer mit einem Schuss (Selbst)Ironie durch das Programm. Begleitet wurde er von Markus Mehnert am Klavier und Jonathan Wentland am Schlagzeug. Sie unterstützten Inhalt und Botschaft seiner Lieder stets atmosphärisch passend, mal mehr fetzig-rockig, mal mehr sanft und einfühlsam, oft auch dezent als Backgroundsänger. Den Erlös des Abends spendeten die Musiker für die kirchenmusikalische Arbeit in Philippsthal.

In vielen Liedern veranlasste Waap das Publikum, mit ihm zusammen über den Sinn des Lebens nachzudenken, so in „Eintagsfliegen“, oder sich Gedanken über die eigene Rolle zu machen, wie in „eigenartig einzigartig“. Jedes Lied wurzelt in eigenen Erfahrungen und trägt eine Botschaft, so zum Beispiel ein Lied, in dem Waap die Schwierigkeit thematisiert, auch einmal „nein“ und „ich“ zu sagen. Dahinter stecke die Erkenntnis, dass auch das nötig sei, wenn man die Welt verändern wolle. Im Titelsong von seiner CD „Vom Kopf zum Herz” beschrieb er dann eindrucksvoll den langen Weg, den er selbst brauchte, um sich von seiner Konzentration auf den Kopf mehr auf das Herz auszurichten.

Einen sehr eindrucksvollen Beitrag stellte auch das Lied „Meine Helden“ dar, in dem der Liedermacher eigene Begegnungen mit Menschen darstellt, die in ihren individuellen Schicksalssituationen wahre Größe zeigen. Er dankt ihnen in seinem Lied – „Ihr seid meine Helden, meine Hoffnung und mein Argument, dass ich den Glauben an die Liebe, an den Menschen nicht verlier, dass Kraft in unsrer Tiefe liegt“.

Auch seinem Anliegen, die Aufmerksamkeit für die Not des anderen zu schärfen, verlieh Waap mit eindringlicher Stimme Ausdruck und er appellierte „Schenk uns Augen, die sehen, Ohren, die hören, Hände, die handeln.“

Einen mehr heiter ausgerichteten Block an Beiträgen leitete Waap mit dem Motto-Lied des Abends ein, nämlich „Das Leben ist wie Schokolade“ – zart, süß, aber auch manchmal bitter. Auch dieses Lied hatte durchaus viel Lebensweisheit und Tiefe zu bieten. Waap verzehrte eingangs genüsslich verschiedene Sorten von Schokolade und kommentierte dies ausführlich, teilte dann aber mit dem Publikum und bot ihm somit einen ganz besonderen Genuss für Ohren und Gaumen.

Waren die Botschaften der Lieder auch noch so ernst, Waap kommentierte sie in heiterer Weise. Wahre Qualitäten als Entertainer bewies er mit dem Vortrag der Lieder „Rosenkrieg“ zum Thema Nachbarschaftskonflikt und „Nur spielen“, in dem es um Rücksichtnahme geht.

Mehrfach wurde das Publikum aufgefordert, den Refrain mitzusingen. Einmal trieb Waap dabei sogar einen Schabernack mit den Anwesenden. Inbrünstig sangen alle den Refrain in dem Lied „Frieda“, der – so Waap – „schönsten Liebesgeschichte überhaupt“, um erst ganz am Schluss festzustellen, dass es sich um die lange, treue Liebe zu einem in die Jahre gekommenen Jagdhund handelte.

Ein anderes Mal galt es aber auch, den Kehrvers zu schweigen, denn „in der Ruhe liegt die Kraft“ und „Willst du hören, wie das Leben klingt, lerne neu das Stille-Sein“. Waap lobte das Publikum anschließend, es habe „beeindruckend geschwiegen“.

Die ernst gemeinte Botschaft des Heringer Pfarrers, dass es wichtig sei, das Leben zu genießen und dass es unter dem Segen Gottes stehe, wurde zum Abschluss in „Dein Weg“ – angelehnt an einen irischen Reisesegen – noch einmal deutlich.

Nachdem Markus Mehnert bereits vorher schon einmal ein Solo auf dem Klavier zum Besten gegeben hatte, leitete er am Ende des Konzertes mit seinem Lied „Seht, der Mond ist schon erwacht“ zum gemeinsamen Singen des Abendliedes „Der Mond ist aufgegangen“ von Matthias Claudius über. Damit ging ein kurzweiliger und seelisch erfrischender Konzertabend zu Ende. (Fin)

Fotos: T. Rosenstock