Für die Besucher des Konzertes in der Philippsthaler Schlosskirche klang der Sonntagabend mit besonders lieblichen Weisen aus, denn Simona und Gheorghe Balan aus Eisenach stellten den typischen warmen Klang der Viola d’Amore vor. Sie wurden harmonisch einfühlsam von Kantorin Barbara Matthes am Cembalo und von Ulrike Zott (ebenfalls aus Eisenach) mit dem Kontrabass begleitet.
Zwischen den einzelnen Stücken gab Simona Balan Erläuterungen zur Viola d’Amore, einem heute recht seltenen Instrument aus der Familie der Gamben, das seine Blütezeit vor allem im 17./18. Jahrhundert hatte. Charakteristisches Merkmal sind die Resonanzsaiten, die unter der gleichen Anzahl von gegriffenen Saiten angebracht sind, und mitschwingen. Der dabei entstehende liebliche Klangeffekt könnte eventuell für den Namen des beeindruckenden Instruments verantwortlich sein.
Simona und Gheorghe Balan haben es sich zur Aufgabe gemacht, Instrument und Musik bekannt zu machen, und so entwickelten sie eine Passion für die Viola d’Amore, welche auch das Publikum schnell nachempfinden konnte. Das Musikerpaar betreibt intensiv Recherche, sucht nach Literatur für ihr Instrument und „gräbt“ immer wieder alte Werke aus Archiven aus und erweckt sie zu neuem Leben.
In der Schlosskirche versetzten alle vier Musiker das Publikum mit ihrem einfühlsamen Spiel der Sonate von Giovanni Francesco Giuliani (1760 – 1820) ins Träumen. Und tatsächlich bezeichnete Simona Balan dieses fast noch nie aufgeführte Stück auch scherzhaft als eine „typisch italienische Schnulze“, bei der ihr Mann mit seiner Viola den ursprünglich vorgesehenen Flötenpart übernahm.
In den Genuss einer weiteren „Fast-Uraufführung“ kam das Philippsthaler Publikum bei dem Divertimento für zwei Violen d’Amore von Heinrich Ludwig Vetter, einem deutschen Komponisten des 19. Jahrhunderts. Es handelte sich um mehrere kleine Duette, die im Wechsel mit Chorälen gespielt wurden. Frau Balan lud zum Mitsingen der Choräle ein. Während man bei den ersten nur vermeinte, Gesang zu hören, da die Musiker ihren Instrumenten gekonnt gesangähnliche Klänge entlockten, stimmten bei den folgenden tatsächlich einige Zuhörer ganz sacht mit ein.
Bei einer reinen Cembalo-Sonate von Johann Adolf Hasse (1699 – 1783) beeindruckte Barbara Matthes mit ihrem ausdrucksstarken, lebhaften Spiel und dem rasanten Tempo im dritten Satz, bei dem ihre Finger nur so über die Tasten flogen.
Im letzten Stück wirkten wieder alle vier Instrumente harmonisch zusammen und schienen mit ihrer aus sieben Sätzen bestehenden Sonate von Heinrich Ignaz Franz Biber (1645 – 1704) eine lebendige Geschichte zu erzählen – mal mehr heiter-beschwingt, mal mehr wehmütig oder lieblich-verträumt. Dieses Mal kamen aber zwei andere Violen d’Amore zum Einsatz. Da diese komplizierten Instrumente mit ihren vielen Saiten nur in Akkorden gestimmt werden können, gestaltet sich das Stimmen besonders schwierig. Deshalb wechseln die beiden Musiker bei jeder Tonart die Instrumente, die ersten Stücke spielten sie in D-Dur, das letzte in D-Moll. Deshalb hatten sie zusammen vier Violen mit nach Philippsthal gebracht.
Sicher haben Simona und Gheorghe Balan, die anschließend an ihr Konzert noch interessierte Fragen des Publikums zu ihren Instrumenten beantworteten, an diesem Abend die „Fan-Gemeinde“ der Viola d’Amore vergrößert. (Fin)
Fotos: Theodor Rosenstock