Seit gut zwei Jahren waren in unseren Kirchen höchstens musikalische Andachten oder Gottesdienste möglich. So geschätzt diese auch waren, so erleichtert und freudig wurde am frühen Sonntagabend das erste, zudem gut besuchte Konzert in der Philippsthaler Schlosskirche aufgenommen.

Judith Kuntz an der Violone und ihre Mutter Barbara Matthes am Klavier verzauberten das Publikum mit ihrem lebendigen, harmonischen Spiel.

Kuntz eröffnete das Konzert mit einem Geigensolo, nämlich dem naturgemäß eher getragenen Adagio aus Johann Sebastian Bachs Sonate g-Moll (BWV 1001). Souverän setzte sie damit bereits musikalische Akzente.

Pfarrerin Heidi Houska bezog sich in ihrer Begrüßung auf den Namen des ersten Sonntags nach Ostern, Quasimodogeniti. Es gehe dabei um das Gefühl der neugeborenen Kinder, also um die optimistische, fröhliche Stimmung, die der Beginn eines neuen Lebens mit sich bringe. Damit gab Houska das Motto des Abends vor. Prompt nahm das Spiel der beiden Musikerinnen bereits im eigentlich eher ruhigen Largo von Bachs Sonate c-Moll (BWV 1017) Fahrt auf. Diese steigerte sich in den beiden Allegro-Passagen. Mutter und Tochter vermittelten Freude pur im perfekten Zusammenspiel von Violine und Klavier, bei dem im selben Tempo die Finger über die Tasten flogen, wie der Bogen über die Saiten strich. Dazwischen vermittelte das Adagio eine sehr feierliche Stimmung.

Mit einer Lesung griff Houska die kindliche Sehnsucht nach dem Leben auf und leitete damit zu einer Sonate von Franz Schubert über, aus der Matthes und Kuntz das Allegro moderato darboten. Damit machten sie genau dieses Thema hörbar. In geschicktem Wechsel von stürmisch-kraftvollen und heiter-tänzerischen, auch mal kurzen schwermütigen oder romantischen, aber insgesamt überwiegend fröhlichen Passagen illustrierten sie gekonnt die Unbeschwertheit und Leichtigkeit der kindlichen Seele.

Auch den von Houska thematisierten Trost eines „Alles wird gut“ oder die von ihr erwähnte Hoffnung, die Gott schenkt, spiegelten die beiden Musikerinnen mit der Romanze F-Dur (op 50) von Ludwig van Beethoven, die wie ein harmonischer Dialog der beiden Instrumente wirkte.

Den Abschluss bildete die Slawische Rhapsodie (op 25) von Hans Hochapfel. Eher schwermütig beginnend entwickelte sie sich zu einem schwungvollen und ausgelassenen Tanz, der den Instrumentalistinnen wie auch dem Publikum – unter ihren Masken – ein Lächeln in das Gesicht zauberte. Mit den slawischen Elementen dieser Rhapsodie war der musikalische Bogen zu dem Land Europas geschlagen, das derzeit am meisten Trost und Hoffnung bedarf und für das man dringlich eine ähnlich friedlich-freudige Stimmung wünscht, wie sie dieser wunderschöne Konzertabend bot. (Fin)